Erster Blogeintrag: Die Worte, meine Charaktere und ich

Es gibt Tage, an denen ist der Sog in meine Geschichten so stark, dass ich kaum mitbekomme, was um mich herum passiert.
Aber es gibt auch Tage, an denen ich bewusst entscheiden muss, wo ich gerade bin.

Dann brauche ich Einsamkeit. Ruhe. Niemanden, der über wirre, von außen zusammenhangslos wirkende Gesten oder Grimassen urteilt.
Manchmal ist es Musik, die mich trägt – manchmal die Stille, die mich daran erinnert, dass ich mich in meine Fantasie fallen lassen darf.

Erst wenn die reale Welt verschwimmt, und meine Ideen durch keine inneren Grenzen oder Normen mehr eingeschränkt sind, beginne ich wirklich zu schreiben.
Dann erlebe ich, was meine Charaktere erleben. Ich spüre ihren Schmerz, ihre Verwirrung – aber auch die Momente ihrer Größe. Den Augenblick des Auftauchens nach einem Kampf, der sie beinahe zerschlagen hätte.

Ich schreibe nicht, um Antworten zu finden – sondern um Fragen stellen zu dürfen.
Manche Figuren antworten. Andere, oft die wirksameren, widersprechen mir.
Und stellen mich vor Herausforderungen, denen ich mich vielleicht nie freiwillig gestellt hätte.

Jede meiner Geschichten – egal ob ich sie aufschreibe oder nur mit mir trage – wächst mit mir.
Und ich wachse mit ihnen.

Der Honoronknacks

Eine Idee, die mich lange begleiten sollte – und Ausmaße annahm, die so nie geplant waren.

Es war an ein frühwinterlicher Morgen.
Mein Wecker sollte um 6:00 Uhr klingeln – ich musste zur Schule.
Doch an diesem Tag war ich früher wach.

Ein Albtraum hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Einer von der Sorte, die einem noch in den Ohren klingelten, während die Nacht langsam verebbt.
An Schlaf war nicht mehr zu denken. Mein Herz raste, meine Gedanken suchten Halt.

Ich erinnerte mich: Es war nur ein Traum.
Aber der Eindruck ließ mich nicht los.

Die Bilder, der Schrecken – und dann plötzlich diese Stimme.
Ein männlicher Sprecher in einer dokumentarischen Tonlage sprach über etwas, das mein Geist im Traum erfunden hatte:
den „Honoronknacks“.

Ich sah – wie in einer echten Dokumentation – eine schwarze Katze mit glänzendem Fell.
Eine Röntgenaufnahme zeigte einen Wirbel im unteren Rücken, der sich kurz hereindrückte, dann auf seinen Platz zurücksprang.
Ein kurzes Stechen, mehr nicht – doch darauf folgte eine Verwandlung.

Die Katze bekam Fledermausflügel. Etwas Fantastisches blitzte in ihren Augen. Funken stoben hinter ihr auf.
Magie. Kraft. Verwandlung.

Ich war hellwach.
Sprang auf, ließ die kreative Stille hinter mir, rüttelte meinen Bruder wach und raunte begeistert:

„Ich hatte gerade eine richtig coole Geschichtsidee!“

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Zweiter Blogeintrag: Der Anfang eines Universums